Hot Stuff: Mexikanische Salsa mit Liebe zu Tradition

Teuflisch gutes Design für Etiketten

Wer schon einmal für den abendlichen Snack auf der Couch auf der Suche nach Nachos und Salsa-Dip war, der wird das Dilemma eines Etiketten-Liebhabers vor dem Supermarktregal kennen: 95% der unzähligen Salsa-Gläser präsentieren sich in den Farben Rot, Gelb und Grün. Weitere untrügliche Kennzeichen auf den Klebeetiketten: fette Schrift in vermeintlich mexikanischem Stil, etwas Gemüse und ein obligatorisches Detail wie Sombrero oder Nachos darf auch nicht fehlen.

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Der Markt an Salsa-Anbietern ist unüberschaubar; die Designs der Papieretiketten sind dagegen schnell zu überblicken und vor allem eins: langweilig! Wie man es besser macht, zeigt uns die Agentur Moxie Sozo, die ein Verpackungsdesign für die Salsa-Marke Fruta del Diablo entwickeln hat. Die Designer wählten einen komplett anderen Weg: Weg vom Mainstream, hin zu mexikanischen Traditionen und Geschichten. So schufen sie ein sehr authentisches Etikettendesign, dass durch Stil und Schlichtheit in der grellen Masse sicher auffällt. Manchmal ist weniger einfach mehr.
Das Hauptmotiv der Papieretiketten sind schwarz-weiße Illustrationen von Skeletten. Auch wenn das auf den ersten Blick für ein Lebensmittel morbide wirkt, sind diese Motive eine Hommage an die mexikanische Geschichte und die Traditionen des Landes.

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Wenn hier bei uns Allerheiligen gefeiert wird oder neuerdings die Kinder zu Halloween um die Häuser ziehen, findet in Mexiko der Tag der Toten statt. Dieser Día de Muertos ist einer der wichtigsten Feiertage Mexikos und von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt worden.
Für die Mexikaner ist es ein großes Volksfest, das so gar nicht trist und schwarz daherkommt, sondern bunt ist, voller Musik und Tanz. Zum Ende der Erntezeit kehren die Toten noch einmal zurück und feiern ein Fest mit ihren Angehörigen. Auf speziellen Totenaltaren, den sogenannten Ofrendas, werden Speisen, Getränke, Blumen und Erinnerungsstücke angerichtet, denn die Toten sollen sich auch stärken.
Ein fester Bestandteil des Totentags sind die Calaveras, die Skelette aus Pappmaché, Gips oder Zucker. Das wohl berühmteste Skelett ist Calavera Catrina, ein weibliches Skelett aus der Feder des mexikanischen Karikaturisten und Kupferstechers José Guadalupe Posada, der von 1854 bis 1913 in Mexiko lebte.

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Richtig scharfe Lebensmitteletiketten!

Posada stichelte mit seinen Illustrationen gegen die reiche Oberschicht Mexikos. Hier muss man wissen, dass Catrina ein eher abwertender Begriff für eine wohlhabende Person ist. Zu Lebzeiten des Künstlers herrschte in Mexiko Präsident Díaz, der seinem Land zwar den wirtschaftlichen Aufschwung brachte, die Bevölkerung daran aber kaum teilhaben ließ. Sein autokratischer Regierungsstil und eine inszenierte Wiederwahl nach fast 30jähriger Amtszeit führten Mexiko 1910 in eine blutige Revolution. Posadas Figur der Calavera Catrina entwickelte sich in der folgenden Zeit zum nationalen Identitätsbild Mexikos, was Posada selber leider nicht mehr erlebte. Er starb weitestgehend unbekannt und in Armut.
Ihm zu Ehren finden sich nun Zeichnungen in seinem Stil auf den Etiketten der Salsa-Marke Fruta del Diablo. Die Firma bietet drei verschiedene Schärfegrade an: Mild, Medium und Hot. Diese Abstufungen finden sich auch in den verwendeten Farben und Motiven auf den Lebensmitteletiketten wieder.

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Ein Skelett mit Engelsflügeln und Heiligenschein scheint uns zu sagen, dass die milde Salsa wirklich sanft, quasi himmlisch unscharf ist. Daher ist die Kontrastfarbe hier mit blau auch passend gewählt.
Etwas schärfer ist die Salsa Medium. Hier schüttet sich ein Skelett erst einmal ein Schluck Wasser in die nicht vorhandene Kehle – oder vielleicht auch einen scharfen Schnaps, weil die Salsa noch nicht scharf genug ist? Die grüne Farbe der mittelscharfen Salsa findet sich hier als Kontrastfarbe wieder.
Richtig teuflisch scharf wird es dann bei der Hot Salsa: Ein Skelett mit Teufelshörnern spukt so richtig Feuer. Logischerweise sieht man hier vor lauter Schärfe rot – was die Schrift angeht ganz sicher, aber vielleicht auch bei der Gesichtsfarbe nach dem Genuss.
Dass der Inhalt des Glases scharf ist, zeigt auch der Sägerand des Papieretiketts – ein kleines Detail, das dem Etikett eine besondere Note gibt.
Beim nächsten Salsa-Einkauf also Augen auf und mal abseits der Einheitsgläser schauen. Vielleicht finden Sie ja auch diese kleinen Schmuckstücke mit den originellen Papieretiketten im Regal?

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